– Autor: Corinna – Lesezeit: ca. 10min –
Kennen Sie das? Sie schlendern durch die Stadt und Ihnen kommt ein Hund entgegen, der kaum laufen kann. Sein Bauch schleift förmlich über den Boden. Oder Nachbars‘ Katze, die nicht über den Zaun springen kann, weil sie den Absprung mit ihrem Gewicht einfach nicht schafft. Tun Ihnen diese Tiere leid und Sie fragen sich, wie es überhaupt so weit kommen konnte? Oder haben Sie gerade selber ein Tier aus dem Tierschutz übernommen, das zu dick ist?
Wenn Sie jetzt mehr über die Ursachen und Folgen von tierischem Übergewicht erfahren wollen und was man dagegen tun kann, werden Sie sicher im Folgenden fündig.
Aber wie kann es überhaupt zu Übergewicht bei Tieren kommen?
Laut einer Schätzung des Instituts für Tierernährung an der Universität Leipzig sind rund 40 Prozent der Hunde und Katzen in den Industrieländern Mitteleuropas übergewichtig. Das sind ca. 20 Prozent mehr als noch vor 50 Jahren. Eine unschöne Entwicklung, die sicherlich auch damit zu tun hat, dass unsere Haustiere ein wichtiges Familienmitglied geworden sind. Denn früher war der Hund dazu da, Haus und Hof zu bewachen und die Katze musste sich ihre Mäuse selbst fangen. Heutzutage wollen wir unseren Haustieren etwas Gutes tun. Sie bekommen ein Leckerchen hier und einen Happen von unserem Teller da. Das führt dazu, dass sie mehr Energie aufnehmen, als sie verbrauchen können. Diese überschüssige Energie wird dann in Form von Körperfett hauptsächlich im Bauchraum gespeichert. Aber nicht nur zu viele Leckerchen lassen unsere Fellnasen übergewichtig werden. Auch andere Faktoren spielen eine Rolle.
Wollen Sie wissen, welche Faktoren Tiere übergewichtig werden lassen?
Kurz und knackig für Sie notiert:
- Die oft minderwertige Qualität des Futters
- Der Eingriff in den Hormonhaushalt durch Kastration
- Ein häufiger Bewegungsmangel
- Stress und / oder traumatische Erlebnisse
- Vorhandene Krankheiten bzw. das Alter
Lassen Sie uns darauf ausführlich eingehen:
- Warum spielt das Futter eine Rolle? Viele minderwertige Futtersorten enthalten Zucker oder andere Kohlenhydrate (wie z.B. Getreide). Daher sollte bei der Wahl des Futters darauf geachtet werden, welche Inhaltsstoffe es enthält. Auch wenn nicht alle Zucker deklariert werden müssen, ist es ratsam, den Getreideanteil möglichst gering zu halten. Gerade bei Katzen ist dies wichtig, da sie tierische Proteine in Glucose umwandeln können und deshalb keine Kohlenhydrate in ihrer Ernährung als Energiequelle brauchen. Deshalb für Katzen möglichst ein Futter kaufen, das erst gar kein Getreide enthält.
- Was hat eine Kastration mit Übergewicht zu tun? Durch die Kastration verändert sich der Hormonhaushalt des Tieres. Und das kann sich auch auf den Appetit und den Stoffwechsel auswirken. Es dauert länger bis ein Sättigungsgefühl einsetzt. Der Stoffwechsel kann verlangsamt sein. Hat nun das Tier unbegrenzt Zugang zum Futter, quasi ein All-you-can-eat-Buffet, wird es dieses Futterangebot auch nutzen. Die Folgen sind klar und irgendwann unübersehbar.
- Wer rastet, der rostet! Oft spielt die Bewegung eine große Rolle bei Übergewicht. Die klassische Wohnungskatzen bewegt sich meist weniger, als ein Freigänger. Letztere sind wesentlich seltener übergewichtig. Das liegt ganz klar im begrenzten und meist eintönigen Alltag der Wohnungsmieze. Auch viele Hunde werden zu wenig bewegt, da ihre Besitzer tagsüber arbeiten und zu wenig Zeit da ist, einen ausgedehnten Spaziergang mit einem hundegerechten Work-out zu unternehmen. Meist wird dabei nur gemütlich geschlendert, statt den Hund alters- und konditionsgerecht entsprechend zu fordern.
- Was haben Stress und Traumen mit Gewichtsproblemen zu tun? Stress oder ein traumatisches Erlebnis in der Vergangenheit werden oft unterschätzt. Dabei können sie sich auch auf das Fressverhalten auswirken. Besonders Straßenhunde und –katzen neigen dazu alles in sich hineinzustopfen. Denn bislang mussten sie vermutlich auf der Straße um ihr Futter kämpfen. Da sie nie wussten, wann sie wieder etwas bekommen, war Hektik angesagt, um möglichst viel für die nächste Hungerzeit aufzunehmen. Deutliche Zeichen von Stress.
- Wenn Krankheiten einen zur Ruhe zwingen! Übergewicht kommt bei Krankheiten sehr häufig vor, wenn das Tier sich nicht mehr wie zuvor bewegen kann oder darf. Auch das Alter kann früher oder später zu einer reduzierten Bewegungslust führen. Sind die Gelenke nicht mehr so geschmeidig, verursacht jede Bewegung möglicherweise Schmerzen, so will die Fellschnauze sicher lieber auf dem Sofa bleiben, als einen Spaziergang zu unternehmen. Bei Hunden kann auch eine Schilddrüsenunterfunktion eine Rolle bei Übergewicht spielen. Sie beeinflusst den Stoffwechsel in dem Maße, dass er verlangsamt wird. Das Tier wird träge und antriebslos. Und was das für eine Rolle auf das Gewicht hat, können Sie sich sicherlich nun denken. Katzen haben hier mehr Glück, da bei ihnen diese Krankheit eher seltener vorkommt.
Wird mein Tier jetzt krank?
Naja, ich möchte Ihnen keine Angst machen. Allerdings sollten wir uns hier nichts vormachen. Genau wie bei uns Menschen, bleibt auch bei unseren Vierbeinern Übergewicht meist nicht ohne Folgen. Jede Bewegung fällt schwer. Das Tier mag sich irgendwann nur noch zum Fressen und Pullern aufraffen. Je mehr Gewicht die Fellschnauze mit sich rumschleppt, desto stärker wird auch der Bewegungsapparat belastet. Das kann zu Gelenkschäden, Muskelverspannungen, Knochendeformationen, sowie Schäden an Bändern, Sehnen und Schleimbeuteln führen. Und das verursacht natürlich Schmerzen. Somit bewegt sich das Tier noch weniger. Ein wahrer Teufelskreis beginnt.
Aber nicht nur der Bewegungsapparat leidet unter den überflüssigen Kilos, sondern auch andere Organe und der komplette Metabolismus. Fettgewebe ist gut durchblutet, was einen großen Mehraufwand für das Herz bedeutet, um den Körper zu durchbluten. Das heißt: mehr Fettgewebe = größere Belastung für das Herz-Kreislauf-System, was auf lange Sicht zu einer Verschlechterung der Herzleistung führen kann. Wird nichts gegen die Fettleibigkeit unternommen, kann dies bis zu einer Herzinsuffizienz führen.
Durch die Fettmassen, die auf den Brustkorb und das Zwerchfell drücken, können Atemprobleme auftreten. Das kennen wir sicher alle: Übergewichtige Tiere fangen schnell an zu hecheln und wirken sehr kurzatmig, wenn sie sich bewegen müssen. Selbst in der Ruhephase scheinen sie schwer Luft zu bekommen, was nicht nur an der mechanischen Belastung durch das Fettgewebe liegt, sondern auch daran, dass „mehr Körper“ mit Sauerstoff versorgt werden muss.
Da sich zu dicke Tiere oft nicht mehr so gut pflegen können, weil sie einfach nicht mehr alle Stellen des Körpers zum Putzen erreichen, treten Fell- und Hautproblemen auf.
Das ist aber lange noch nicht alles! Auch Diabetes mellitus kann eine Folge von Übergewicht sein. Man unterscheidet bei dem Diabetes zwei Typen. Beim Typ 1 handelt es sich um eine stark verminderte oder fehlende Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse (dem Pankreas). Die Ursache ist hier aber meist genetisch bedingt oder durch infektiöse Prozesse hervorgerufen. Beim Typ 2 handelt es sich um eine gestörte Insulinsekretion aus dem Pankreas und eine Insulinresistenz der Zielorgane. Das ist meist eine Folge von Fehlernährung und, Sie ahnen es bereits, von Übergewicht. Ein unbehandelter Diabetes kann schwerwiegende Folgen bis hin zum Tod des Tieres haben.
Halten wir also noch einmal fest, welche Folgen Übergewicht haben kann:
- Schäden am Bewegungsapparat (an Gelenken, Sehnen, Bändern, Knochen usw.)
- Probleme an den Organen durch das Fettgewebe
- Mögliche Herzinsuffizienz
- Mögliche Atemwegsprobleme
- Fell- und Hautprobleme durch eingeschränktes Putzverhalten
- Erkrankung an Diabetes (primär Typ 2)
Sie werden mir zustimmen: Mit Übergewicht ist also nicht zu spaßen.
Zu dick! Und nu?
Natürlich ist Ihr Tierfreund nicht direkt zum Tode verurteilt, wenn es ein wenig mehr auf den Rippen hat. Doch bitteschön, wann ist es eigentlich zu viel? Man findet immer wieder Gewichts-Richtwerte für Hunde- und Katzenrassen an denen man sich orientieren kann. Doch das sind eben nur Richtwerte, die längst nicht auf jedes Tier zutreffen. Auch innerhalb der einzelnen Rassen gibt es große und kleine Tiere mit unterschiedlichem Idealgewicht.
Generell gilt für Hund und Katze, dass von oben betrachtet noch eine Taille erkennbar sein sollte. Zudem sollten die Rippen zu spüren sein, wenn man die Hände locker auflegt. Trifft das zu, hat das Tier Idealgewicht.
Linktipp: Blick von oben auf die Katze
Der Diätfahrplan für Hund und Katz
Nun ist Schluss. Sie möchten aktiv etwas für die Gesundheit Ihres Lieblings tun? Klasse! Bleiben Sie so ermutigt, denn wie auch wir selbst damit zu kämpfen haben, es muss erst einmal der innere „Schweinehund“ zum Schweigen gebracht werden. Denn auch bei Hund und Katze braucht man ein wenig Überredungskunst, da sie es kaum freiwillig tun werden.
Schritt 1: Der Futtercheck!
Was befindet sich alles in Tüte oder Dose? Ist das Futter so hochwertig, wie es scheint? Gerne werfe ich einen Blick darauf, wenn Sie das wünschen. Denn leider sind viele Parolen der Futtermittelindustrie eher leere Marketingversprechen. Manchmal reicht es aus, ein getreide- und zuckerfreies Futter mit hohem Fleischanteil zu füttern und das Tier nimmt ab. Füttern Sie dies bereits, bitte jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, wenn sich am Fettpolster Ihres Tieres noch nichts getan hat. Auch da lässt sich vielleicht noch einiges optimieren. Zum Beispiel an der täglich verabreichten Futtermenge, die man immer inklusive Leckerchen betrachten sollte. Insbesondere Katzen sind sehr mäkelig und wollen partout nichts anderes als ihr Lieblingsfutter fressen. Dabei interessiert es die Katz wenig, ob das ungesund ist. Ihnen erklären, dass man es nur gut mit Ihnen meint, klappt leider nicht. Glauben Sie mir, ich weiß wovon ich spreche. Aber auch Hunde können ihre Kulleraugen auspacken, wenn man ihnen etwas vorsetzt, das sie nicht so gerne mögen. Und ja, da ist es verdammt schwer, hart zu bleiben und ihnen nicht doch wieder ein Leckerchen unter die Nase zu halten. Aber es gibt ja auch gesunde Leckerchen, wie z.B. einfach gekochtes Hühnerfleisch oder auch mal ein Stück Möhre, auf die viele Hunde stehen. Das kann man auch gut als Belohnung z.B. bei einem Clickertraining verwenden.
Schritt 2: Die Bewegung!
Bewegung ist der nächste wichtige Punkt beim Abspecken. Sehr wichtig ist es die Fellschnauze zum Spielen oder zumindest Laufen zu animieren. Hunde sollten ja sowieso täglich Gassi gehen. Da kann man den Spaziergang einfach etwas weiter ausdehnen, jeden Tag etwas mehr, so dass sich das Tier langsam dran gewöhnen kann und der Bewegungsapparat nicht überfordert ist. Wenn das Gewicht soweit runter ist, dass das Laufen wieder gut funktioniert, können auch Spielchen mit eingebaut werden, bei denen sich Wauzi etwas mehr anstrengen muss. Wohnungskatzen können mit einer Spielangel o.ä. animiert werden, dieser zu folgen und sich somit zu bewegen. Zu Beginn werden sie wahrscheinlich nur blöd gucken und sich wenig bewegen, aber irgendwann siegt der Jagdtrieb und sie werden das Spielzeug verfolgen. Durchhalten und das Spielzeug immer wieder anbieten lohnt sich. Auch wenn die Katze tagsüber allein zu Hause ist, sollte sie die Möglichkeit haben, sich zu beschäftigen. Blätter, Steine, Federn, Eicheln, Tannenzapfen, Äste oder Gras in der Wohnung verteilt können super interessant für die Fellnase sein, die sie dann neugierig erkundet. Keine Sorge, vorstehendes sollten Sie nicht in Massen verteilen, schließlich soll sich Ihr Wohnzimmer nicht in einen Waldboden verwandeln. Auch ein Karton mit Laub kann zur Erkundung auffordern. Und somit kann man jeden Tag etwas anderes anbieten, um Leben in den grauen Katzenalltag zu bringen.
Als Tierheilpraktikerin und Katzenpersonal habe ich öfter mit übergewichtigen Tieren zu tun. Ich kenne die Macken der faulen Zeitgenossen. Da mir die Gesundheit Ihres Vierbeiners am Herzen liegt, stehe ich Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Verfügung. Lassen Sie uns gemeinsam die Diät Ihres Lieblings angehen. Rufen Sie mich an unter 0177/5799581 oder schreiben Sie mir eine E-Mail.
Ihre Tierheilpraktierin,
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